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Ozeanien

Ein Mug o’cino bitte

Melbourne ist bekannt für seine Kaffeekultur. Wenn Ihr einmal durch die Straßen der Stadt lauft, werdet Ihr schnell merken, dass an jeder Ecke ein Café zu finden ist. Kaffee schmeckt ja auch echt lecker und ist auf der ganzen Welt beliebt. Aber die Einwohner von Victorias Hauptstadt treiben es zum Höhepunkt mit Ihrer Liebe und fast schon Besessenheit für Kaffee.  Wie sich diese Besessenheit zeigt, woher sie kommt und was an der Behauptung, Melbourne hätte den besten Kaffee, dran ist, decken wir heute für Euch auf.

Eigenartige Kaffeeangewohnheiten

Die Einwohner von Melbourne sind so leidenschaftliche Kaffeetrinker, dass sie inzwischen sogar schon eigene Namen erfunden haben. So hört man gelegentlich den Satz „One mug o’cino, please“. „Mug o’cino“? Bitte was? Ein mug ist eine größere Tasse und so wurde aus „one mug of cappuccino“ irgendwann das neue Wort „mug o’cino“.

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Von der Kaffeeblüte über den Flat White zur Straße

In Deutschland hat der Koffeinfan die Wahl zwischen Kaffee, Cappuccino, Latte Machiato und Espresso. Wahlweise kann eine Geschmacksrichtung mithilfe eines Sirups hinzugefügt oder die Menge des Espressos verdoppelt werden. Viel mehr kann man sich dann aber nicht mehr aussuchen. In vielen Cafés in Melbourne dagegen bekommt der Kaffeetrinker eine Karte, auf der ganz genau steht, welche Bohnen verwendet werden, wo sie her kommen und ob sie eher nach Beeren- oder Blumennoten schmecken. Der Australier legt viel mehr Wert auf die Qualität als wir es tun.

Übrigens: Die Kaffeebohne, wie wir sie in Deutschland verwenden, kennt der Australier nicht. Er nutzt ausschließlich Espressobohnen und bereitet diese unterschiedlich zu. So ist das Äquivalente zum schwarzen Kaffee der Long Black – heißes Wasser wird mit einem Espressoshot aufgefüllt. Deutlich beliebter ist der Flat White. Hier wird ähnlich wie beim Long Black ein Espressoshot verwendet. Dieser wird allerdings in heiße Milch hinzugefügt.

Qualitätsware wird groß geschrieben

Während wir in Deutschland meist ungeduldig auf unseren Kaffee warten, hat der Australier kein Problem damit, ein bisschen geduldiger zu sein, um dann einen qualitativ guten Kaffee zu bekommen. Dafür spart er ja ein paar Sekündchen bei der Bestellung – wir erinnern uns an den Mug o’cino.

Der Coffee to go  ist dort aber genauso beliebt wie bei uns. Oft wird auch ein Espresso für den Weg mitgenommen.

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Barista als beliebter Backpackerjob

Obwohl Kaffee so beliebt ist, werden Ketten wie zum Beispiel Starbucks in Melbourne gar nicht gerne gesehen – der echte Melbourne Einwohner trinkt seinen Flat White in einem kleinen Café und nicht in der weltweit verbreiteten Cafékette. Daher gibt es in Melbourne auch nur fünf Starbucks Filialen. Zum Vergleich: In Berlin, wo sogar noch eine gute Million Einwohner weniger wohnen, gibt es 20 Starbucks Filialen.

Das mag daran liegen, dass Ketten wie Starbucks Massenware anbieten und dem Kaffeeliebhaber in Melbourne die Individualität fehlt. Der Kiwi Carls Sara (Mitglied des barista competition’s advisory board) hat eine Erklärung, was den Kaffee der Metropole so besonders macht: Melbourne hat diese einzigartige Mentalität, eine Mischung aus verschiedenen Kulturen. Der Einwohner von Melbourne reist viel und sieht, was in der Welt geschieht. Das bringt er zurück in die Heimat: seine Interpretation des Weltgeschehens. Und das findet man auch im Kaffee wieder.

Die Wurzeln der Kaffeekultur

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Kaffee mit Marshmallows – yummy!

Machen wir doch mal einen kleinen Exkurs in die Geschichte, um zu sehen wo der Kaffehype seine Wurzeln hat.

Australien ist ein Einwandererland und gerade Melbourne ist besonders multikulti. In den 1920er Jahren waren es russische Flüchtlinge, die anfingen, Cafés zu eröffnen. Der Grundstein für die spätere Kaffeebesessenheit war gelegt. 1950 kam dann der Einfluss der Italiener und Griechen ins Spiel und als dann 1952 die erste Espressomaschine nach Melbourne importiert wurde, ging es endgültig los. Immer mehr Cafés eröffneten in der Stadt und die Arten des Kaffees entwickelten sich weiter. Heute ist der Kaffee keineswegs mehr italienisch oder griechisch, sondern „melbournisch“.

Ein Hipstertrend, der zu weit geht?

Eine ganz neue Dimension des Kaffeehypes gibt es seit kurzem: Dekonstruierter Kaffee. Anstatt einen fertigen Flat White in einer Tasse, bekommt der Kunde neuerdings in einigen Cafés drei Gläser. Eins enthält den Espresso, eins enthält Wasser und eins die aufgeschäumte Milch. Von dem Kunden wird dann erwartet, sich seinen Flat White selber individuell zusammen zu mischen. Befürworter von diesem neuen Trend gibt es bisher jedoch wenige. Die meisten Kaffeetrinker bevorzugen nach wie vor die klassische Art des Kaffeetrinkens.

Ganze Straßen aus Kaffee

Wo viel Kaffee getrunken wird, entstehen logischerweise auch viele Kaffeereste. Ein Professor der Swinborne University of Technology in Australien kam nun, wahrscheinlich bei einer Tasse Flat White, auf die Idee, etwas Sinnvolles mit diesen Überresten zu tun. Also experimentierte er ein wenig und stellte fest, dass er aus 70% Kaffeeresten und 30% Schlacke ein Gemisch herstellen kann, dass ähnlich wie Zement ist. Der Plan: Die Kaffeereste benutzen, um Straßen zu bauen. Und wo soll dies als erstes umgesetzt werden? Natürlich in der Kaffeestadt Melbourne. Aus den Überresten aller Cafés in Melbourne soll es möglich sein, fünf Kilometer Straße pro Jahr zu bauen.

Sollte diese Idee tatsächlich umgesetzt werden, wird der Duft von frischem Kaffee in Melbournes Straßen schon bald nicht mehr nur aus den kleinen Cafés ziehen. Stellt Euch mal den schönen Geruch von Regen auf heißem Asphalt vor, wenn der Asphalt aus Kaffee besteht.


Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mir liegt der Geruch von frischem Kaffee bereits in der Nase, ich spüre die australische Sonne auf meiner Haut und höre die Geräusche der geschäftigen Laneways in meinen Ohren. Wenn Ihr das alles jetzt noch live sehen und vor allem schmecken wollt, dann macht bei unserer Verlosung mit und gewinnt eine Camper- oder Sprachreise in Melbourne.

Von Svenja Günther

Svenja ist Auszubildende bei TravelWorks. Zurzeit darf sie in die Marketing-Abteilung reinschnuppern. Das Reisefieber packte sie zum ersten Mal bei ihrem Austausch in den USA während der Schulzeit. Nach dem Abi reiste sie dann mit ihrem Rucksack durch Neuseeland, Thailand und Kambodscha. Jetzt versucht sie jedes lange Wochenende und jeden Urlaubstag dazu zu nutzen, mehr von dieser schönen Welt zu sehen und träumt davon wieder etwas länger mit dem Rucksack unterwegs zu sein. Diesmal vielleicht Lateinamerika, Australien oder doch noch ein bisschen Südostasien?

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